Bekenntnisse

Bringt Mehdorn
nach Tempelhof!

Nr. 620 – vom 23. Mai 2014
Vergesst Europa! Viel wichtiger ist Tempelhof! In Berlin tobt seit Wochen der Wahlkampf um nur ein Thema – nämlich ob am Rand des brachliegenden Tempelhofer Feldes billiger Wohnraum entstehen soll oder nicht. Ich halte diese Randbebauung trotz einiger Einwände für durchaus sozial und vernünftig, werde aber trotzdem am Sonntag dagegen stimmen. Und zwar ebenfalls aus rein sozialen Gründen. Mir ist es nämlich ein humanitäres Anliegen, dass man sich endlich des menschlichen Elends eines gewissen Hartmut Mehdorn annimmt. Ist dieser Mann doch der erbarmungswürdigste Sozialfall Berlins. Immer wieder sieht man ihn mit ausgestreckter Hungerkralle durch die Stadt wanken, bettelnd um milde Gaben: „He, Alter, haste noch mal paar Millionen!“

Aus purer Gemeinheit hatte man den Ärmsten gezwungen, einen Ein-Euro-Job anzunehmen – und zwar als Aushilfskraft bei einem völlig aussichtslosen Pilot-Projekt. Ein bösartiger Amtsleiter namens Wowereit hatte dem Mann scheinheilig eingeredet, dass er am Stadtrand einen Flughafen ausbauen dürfe. Hinter seinem Rücken kicherte sich der wowereitsche Fiesling hämisch ins Fäustchen, weil der gutgläubige Mehdorn in seiner naiven Beschränktheit auf diesen hinterhältigen Schwindel reingefallen war. So wurde der tumbe Tor zu einer wahrhaft tragischen Figur von fast schon mythischer Dimension. Denn wie einst der wackere Sisyphus in sinnloser Anstrengung Felsen bergauf schob, die ihm als Steine des Anstoßes immer wieder vor die Füße rollten, so wälzte nun Mehdorn Millionen von Euro durch den märkischen Sand, die dann auf Nimmerwiedersehen versackten, so dass er immer neue Millionen hinterherschieben musste. Kein Wunder, dass er bald in tiefe Schwermut verfiel und für vernünftige Planungen nicht mehr zu gebrauchen war.

Doch ich finde, dass man dem Mann eine faire Chance geben sollte, ehe er sich vollends seiner Verzweiflung und dem Suff hingibt. Vielleicht erfüllt sich seine Hoffnung doch noch, dass er spätestens im Jahr 2017 einen Flughafen eröffnen kann – allerdings nicht wie ursprünglich geplant in den brandenburgischen Auen. Das dortige Gelände wird ohnehin schon bald unter Naturschutz gestellt  – als ein ausgedehntes Biotop für Zugvögel, wo Störche, Kraniche und anderes Federvieh auf der Durchreise sichere Start- und Landebahnen vorfinden. Der immer wieder versprochene Beginn des Flugverkehrs wäre damit gesichert.

Doch die Flughafenpläne müssen wohl gründlicher geändert werden. Mein Vorschlag wäre, den neuen Berliner Airport  noch einmal zu verlegen – und zwar nicht in die brandenburgische Provinz, sondern direkt in die Hauptstadt, wie es sich für einen anständigen Hauptstadt-Flughafen gehört. Spätestens 2017 könnte er in Tempelhof neu eröffnet werden. Auch mit dem Lärmschutz gäb’s da keine Probleme. Viel zu lange mussten die Tempelhofer das vertraute Gedüse vermissen, das sie jahrzehntelang sanft in den Schlaf gelullt hat.

Den Willy-Brandt-Flughafen kannste schon lange vergessen. Deshalb meine Sonntags-Losung: Her mit der Hartmut-Mehdorn-Luftbrücke!


PS. Meine nächsten Vorstellungen führen Sie ins Berliner Umfeld:
Am 23.5. in Kremmen, am 24.5. in Userin und am 25.5. im Panketal.
Näheres ist im Tourneeplan zu finden.