Bekenntnisse

No Woman!
No Spy!

Nr. 604 – vom 17. Januar 2014
Big Brother is scanning you! Und das will er auch weiter tun. Der amerikanische Chefarzt für das abgehorchte deutsche Innere will sein Stethoskop nicht abgeben. Ganz devot hatte ein Kanzleramts-Lakai in Washington ergebenst angefragt, ob nicht der Mister President die Daten-Abgrabscherei zumindest mal stundenweise aussetzen könnte – etwa in jener Stunde, wo man hierzulande bei der Umschaltung auf die Sommerzeit die Uhr ohnehin zurückstellt.

Auch die frühere Als-ob-Position (in diesem Fall die SPD) riskiert keine kesse Lippe mehr seit sie regierungsamtlich nachsitzt. Aus dem im Wahlkampf so flott-flapsigen Oppermann ist nun als SPD-Oberfraktionär ein großkoalitionärer Angsthase geworden. Armes Häslein, bist du krankt, dass du nicht mehr hüpfen kannst? Von wegen: Er hüpft ja – von einer Position auf die andere. Auf der Flucht vor sich selbst schlägt er immer neue rhetorische Haken. Immerhin: „Nicht akzeptabel.“ So weit geht er denn doch in seinem Urteil, was das Nicht-Zustandekommen eines ohnehin nichtigen Abkommens angeht, das unter dem Namen „No Spy“ firmiert.

Der neue Innenministrant im Berliner Regierungsdom, Thomas de Maziere, lehnt es ohnehin ab, überhaupt von Spionage zu reden – auch wenn das Handy von Frau Merkel weiterhin abgehört wird. Was heißt da also: No spy? Er wiederholte allerdings am Mittwoch den merkelwürdigen Satz: „Das geht gar nicht!“ Und die Amis wissen: Das geht! Gar nicht! Jedenfalls gar nicht kompliziert.

Offiziell allerdings tun die NSA-Oberen so, als ob sie mit einer Frau Merkel nie etwas zu tun gehabt hätten. Das alte Lied: No woman! No spy!

Inzwischen hat die Kanzlerin auf dem Wege einer absolut datensicheren Verbindung, nämlich per Brieftaube, bei der Washingtoner Telefonzentrale, also im Weißen Haus, anfragen lassen, ob sie nicht mal wieder persönlich beim Präsidenten vorsprechen dürfte ganz ohne telefonischen Anrufbeantworter.

Mag sie auch ansonsten noch so sehr die europäische  Sado-Maso-Queen spielen; beim amerikanischen Date-Department ist sie wieder die Unschuld vom uckermärkischen Lande. In der transatlantischen Verbundenheit (eine ziemlich einseitige telefonische Dauer-Verbindung) weiß sie als bodenständiges, genauer: als bodenkriechendes Wesen immer, wo ihr Platz ist. Nämlich: „Auf dem Boden der Tatsachen.“ Und so kreucht sie denn bäuchlings über den Atlantik. Ihr Regierungsversprecher wird das wie üblich als „Gespräche auf Augenhöhe“ deklarieren. Das mag sogar zutreffen – zumindest soweit es sich um die Hühneraugen des Präsidenten handelt.


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PS: In Berlin spiele ich die beiden letzten Vorstellungen von "Macht!Menschen" an den beiden kommenden Wochenenden:
Sonnabend, 18. Januar, bei den Wühlmäusen in Berlin.
Sonnabend, 25. Januar, bei den Wühlmäusen in Berlin.
Und am Donnerstag, 30. Januar 2014, finden Sie mich im Kasseler Theaterstübchen.
Mehr Informationen gibt es in meinem Tourneeplan.